Gestern fand die erste wissenschaftliche Tagung zum Thema „Kinderrechte in Krippen sichern“ an der Fachhochschule Potsdam in Kooperation mit IFFE e.V, und der Deutschen Liga für das Kind statt.
Dabei waren renommierte Forschende der frühen Kindheit, die aktuelle Studien und Erkenntnisse vorgestellt haben:
- Prof. Dr. Frauke Hildebrandt als Initiatorin
- Bianka Pergande (Deutsche Liga für das Kind, Sprecherin des Netzwerks Kinderrechte)
- Prof. Dr. Jörg Maywald (Deutsche Liga für das Kind, Fachhochschule Potsdam)
- Prof. Dr. Dorothee Gutknecht (Evangelische Hochschule Freiburg)
- Prof. Dr. Astrid Boll (Europäische Fachhochschule Rhein/Erft GmbH)
- Prof. Dr. habl. Catherine Walter-Laager (Universität Graz)
- Prof. Dr. Susanne Viernickel (Universität Leipzig)
- Prof. Dr. Nentwig-Gesemann (Freie Universität Bozen)
- Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll (Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz München)
- Prof. Dr. Dörte Weltzien (Evangelische Hochschule Freiburg)
- Prof. Dr. Lieselotte Ahnert (Freie Universität Berlin)
- Prof. Dr. Karsten Krauskopf (Fachhochschule Potsdam)

Persönliche Outcomes und Zusammenfassung der Veranstaltung
Es gibt viele Missverständnisse, die aufploppen, wenn wir im wissenschaftlichen Kontext über frühkindliche Bildung sprechen (Prof. Dr. Große). Beispielsweise, ein Bashing an die Praxis „Wir wissen es besser!“. Im Gegenteil: Forschende möchten die Praxis besser verstehen und untersuchen, um gezielt zu unterstützen. Das Ziel ist, die Kinderstimmen lauter zu stellen, den Helfenden dabei zu helfen, sie zu hören und zu verstehen und konstruktive und bereichernde Handlungsalternativen zu entwickeln.
Das Lächeln und die Freude der Kinder sind für viele die tägliche Motivation. Die meisten Menschen, die mit Kindern arbeiten möchten, wollen eine schöne und entspannte Zeit mit den Kindern verbringen. Und das fühlt sich für alle so an, wenn alle Rechte der Kinder gewahrt werden (Pergande und Prof. Dr. Maywald). Genau darum sollte es gehen.
Erwachsenen fällt es leichter, auf kindliche Bedürfnisse und Gefühle einzugehen, wenn sie selbst entspannt sind (Prof. Dr. Becker-Stoll). Um nicht in die stressige Rolle einer Richterin oder eines Richters zu rutschen, anzuklagen und zu urteilen, ist es wichtig, Verhalten von Kindern nicht vorschnell (negativ) zu bewerten (z. B. sie stört) (Prof. Dr. Boll), sondern kurz durchzuatmen und zu überlegen, welche Wünsche, Absichten und Bedürfnisse gerade hinter dem Verhalten stehen könnten (Prof. Dr. Weltzien).
Schlüsselsituationen (z. B. Essen, Schlafen, Hygiene …) sollten so gestaltet werden, dass die Priorität bei den Kindern liegt und es entspannt für alle bleibt. Egal, wie der Tisch und der Boden danach aussieht! Das ist zweitrangig. Dazu ist es wichtig und hilfreich, regelmäßig Schlüsselsituationen im Team zu reflektieren und anzupassen (Prof. Dr. Walter-Laager). Wo spürt wer Druck und warum? Wo gehen wir scheinbar willkürlich Machtkämpfe ein? (Prof. Dr. Nentwig-Gesemann). Gibt es Kinder, die besondere Unterstützung und Zuwendung brauchen (Prof. Dr. Viernickel)?
Im Team darüber sprechen zu können, wo eigene Grenzen liegen, einander zu unterstützen und in besonders schwierigen Situationen abgeben zu können, ist ein Zeichen von Vertrauen und Offenheit (Prof. Dr. Gutknecht). „Ich kann gerade nicht mehr, übernimm du bitte!“
Toxisch für alle Beteiligten ist hingegen eine Teamkultur, in der grenzverletzendes Verhalten von Kolleginnen und Kollegen nicht angesprochen wird (Dr. Lagemann). Ein Team muss ganz klar haben: Was geht und was geht nicht? (Prof. Dr. Hildebrandt). Und sich in der konkreten Situation trauen, für Kinder einzustehen und grenzverletzendes Verhalten zu stoppen. Ist das nicht möglich, leiden alle darunter, Erwachsene und Kinder.
Deswegen: Sprechen Sie es an!
„Ich höre, wie deine Stimme gerade lauter wird. Lass mich übernehmen!“
„Alles gut, Tim, du musst das nicht essen, wenn du nicht möchtest.“
„Ihr wollt euch gerade lieber ausruhen, statt zu schlafen? Wollen wir uns ein Buch anschauen?“
Damit die Kita ein Ort zum Wohlfühlen ist, in der die Rechte der Kinder gewahrt werden.
Herzlichen Dank auch für die Moderation von Katrin Macha (Institut für den Situationsansatz), die Begleitung von Prof. Dr. Ahnert und Prof. Dr. Krauskopf. Und natürlich Danke an die guten Feen Alena Kohlmann und den Studis aus dem MA Studiengang Frühkindliche Bildungsforschung, die im Hintergrund und ungesehen alles möglich machen.